Was geschah wirklich in Gazas Café Al-Baqa?
Rachel O’Donoghue, HonestReporting, 3. Juli 2025
Am 30. Juni führte die IDF einen gezielten Angriff auf Gaza-Stadt aus.
Wie inzwischen üblich, lieferten die Palästinenser vor Ort schnell eine detaillierte Zahl der Opfer – mehr als 30 Tote und Dutzende Verletzte, dazu andere anschauliche Ausschmückungen. Medien in aller Welt griffen die Story begierig auf. Einmal mehr machten Erzählungen eines angeblichen israelischen Angriffs auf unschuldige Zivilisten Schlagzeilen, bevor auch nur ein einziges Detail verifiziert werden konnte.
Hier ist eine Stichprobe dessen, wie die Medien über den Vorfall berichteten:
Die New York Times zitierte den Direktor des Al-Schifa-Krankenhauses Mohammed Abu Samiya und berichtete, dass am Seaside Café „mehr als 30 Menschen getötet worden waren“. Der Artikel zitierte später eine Hamas-Stellungnahme an, die behauptete, Israel habe „unschuldige Zivilsten beschossen, die auf einem Rastplatz am Strand von Gaza-Stadt versammelt waren“. Keine der Quellen wurde überprüft.
Der Guardian ging noch einen Schritt weiter; er legte nahe, dass der Angriff ein Kriegsverbrechen sein dürfte. Er zitierte nicht genannte „Experten“, die behaupteten, die IDF habe eine 250kg-Bombe eingesetzt, angeblich aufgrund von „Fragmenten“, die vor Ort gefunden wurden.
Die Darstellung von ABC News aus Australien unterstellte, Journalisten seien das Ziel gewesen; man beschrieb das Café als einen Ort, „der regelmäßig von Journalisten, Medienmitarbeitern, Aktivisten und Studenten besucht“ werde. Die berichtete Zahl der Todesopfer kam wieder einmal von der „Zivilverteidigung“ des Gazastreifens – also der Hamas.
NPR verwischte die Linien zwischen getrennten Vorfällen und brachte die Schlagzeile: „74 Tote in Gaza, als israelische Streitkräfte ein Café angreifen und auf Lebensmittel suchende Leute schießen.“
CNN zitierte „offizielle Krankenhaus-Vertreter“, die behaupteten „Dutzende“ seien getötet worden, während auch festgehalten wurde, dass das Café bei Journalisten und „Telearbeitern“ im Gazastreifen beliebt war.
Wir werden nicht jedes einzelne Beispiel von Hörensagen, Übertreibung oder wiederverwendeten Gesprächsthemen in diesen Artikeln analysieren. Wichtig ist, dass sie alle auf Quellen beruhen, die unter der Kontrolle der Hamas stehen; und sie alle ließen entscheidende Details aus.
Lassen Sie uns also versuchen dieses Puzzle zusammenzusetzen.
Die IDF bestätigte, dass sie das Café al-Baqa beschossen hat, ein Treffpunkt, der an Küstenpromenade liegt. Laut dem israelischen Militär richtete der Angriff sich gegen Hamas-Aktive im nördlichen Gazastreifen. Die IDF wartet derzeit auf Bestätigung, dass ein ranghoher Hamas-Mann zu den Eliminierten gehört.
Wie bei allen Operationen, bei denen Zivilisten zu Schaden kommen, wird die IDF vor dem Angriff eine rechtliche und ethische Bewertung durchgeführt haben. Die verwendete Munition war eine durch Laser präzisionsgeleitete Bomb, eine mit einem JDAM-Kit versehene Standardbombe (JDAM = Joint Direct Attack Munition), die „dumme“ Bomben zu höchst genauen macht. Lenny Ben-David, ein früherer israelischer Diplomat und Fellow am Jerusalem Center, hielt fest, dass dies dem Hinweis des Guardian direkt widerspricht, die Verwendung einer 250kg-Bombe könnte ein Kriegsverbrechen darstellen. Im Gegenteil: Präzisionsangriffe sind genau das, was das Völkerrecht fordert.
Die Quelle der Zahl der Toten war noch nicht einmal das Hamas-Gesundheitsministerium, sondern Dr. Mohammed Abu Salmiya. Er ist der Krankenhaus-Direktor, der schon einmal von Israel festgenommen worden war, nachdem die IDF ein Hamas-Kommandozentrum unter dem Al-Schifa-Krankenhaus aufdeckte und dokumentierte. Abu Salmiya hat seitdem behauptet, er sei in Haft gefoltert worden, darunter mit täglicher Prügel und Angriffen durch Hunde. Er hat keine Beweise für irgendeine dieser Anschuldigungen vorgelegt, von denen viele ans Absurde grenzen.
Mehrere Medien betonten auch, dass Al-Baqa bei Journalisten beliebt war. Viele führten die Gaza-Journalistin Bayan Abu Sultan an, der Berichten zufolge bei dem Angriff verletzte wurde. Zahlreiche Organe veröffentlichten Bilder, auf denen sie blutig erschien. Allerdings zeigen Videoaufnahmen kurz nach dem Angriff Bayan in derselben Kleidung, wie sie lacht und grinst. Die Aufnahmen werfen ernste Fragen sowohl zum zeitlichen Ablauf als auch den angeblichen Verletzungen sowie dem Versagen der Medien auf, die dramatischen Bilder vor der Veröffentlichung zu verifizieren.
NPR fügte eine weitere Ebene hinzu; sie verknüpften den Angriff mit der größeren humanitären Krise im nördlichen Gazastreifen und beschrieben Szenen von Verzweiflung und Hungersnot. Auch dieses Narrativ verdient genauer Überprüfung. Das Al-Baqa befindet sich in genau der Region, die vor einer Hungersnot stehen soll und war am 30. Juni nicht nur geöffnet, sondern servierte den Gästen Essen und Getränke. Fotos und Videos aus der Gegend weitere andere ähnlich Cafés und Geschäfte, was weitere Zweifel zu dem von der Presse gezeichneten Bild aufwirft.
Was bleibt uns also?
Ein Café, von dem gesagt wird, es liege in einer Hungerzone, wimmelt vor Kunden. Eine Journalistin, die bei einer tödlichen Explosion angeblich verletzt wurde, lacht nur wenige Minuten später. Ein Zahl von Toten, die von einem mit der Hamas verbundenen Krankenhauschef geliefert wird, der ein Geschichte nicht verifizierbarer Behauptungen hat. Und Medien-Schlagzeilen, zu denen alle oben gezeigten gehören.
Die volle Wahrheit mag komplex sein, aber sie wird von einem Großteil der internationalen Presse auf keinen Fall präsentiert. Ob Zivilisten nun tragischerweise bei dem Angriff betroffen waren oder nicht, die Eile der Medien Israel dafür verantwortlich zu machen, die Hamas-Narrative nachzuplappern und unbequeme Fakten zu ignorieren, hat einmal mehr den ehrlichen Journalismus untergraben.
Wir werden die Leser ihre eigenen Schlüsse ziehen lassen. Aber wenn die Szene einer sogenannten humanitären Katastrophe ein belebtes Café am Strand ist und „verletzte Opfer“ kurz darauf in die Kamera grinsen, dann ist klar, dass einige Elemente der Story einfach nicht zusammenpassen.